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Die Tafel

Tafel geschlossen

Leider mußte die Tafelorganisation aus Osterode die Ausgabestelle in Hattorf schließen, weil es keine ehrenamtlichen Helfer mehr gab. Die Kunden müssen sich nach Wulften orientieren und dort die Waren abholen.
Der Kirchenvorstand Hattorf bedauert das außerordentlich, aber leider konnten trotz intensiver Suche, keine neuen Helfer gefunden werden.

FRAGEN UND ANTWORTEN ZUR TAFELARBEIT

Zum diesjährigen Sommerfest der evangelischen Kirchengemeinde in Hattorf wurden wir, die Helfer der Tafel-Ausgabestelle Hattorf gebeten, einen kleinen Informationsstand zur Tafelarbeit in Hattorf beizusteuern.
Quelle: Kirchengemeinde
Da das gesamte und vielfältige Angebot des Sommerfestes auf Spiel, Spaß und Freude ausgerichtet war, haben wir uns für die Teilnahme mit einem Kreativ- und Informationsstand entschieden.
Ein Bilderrahmen im Format 100 x 100 cm wurde mit einem Stück vom Regenbogen zur Anregung und Inspiration bemalt und eine Vielzahl von Pinseln und Farben neben Informations- und Bildmaterial der Tafel Osterode und der Ausgabestelle Hattorf bereitgestellt.

Schon während des Aufbaus unter der alten Eiche neben der Kirche kam die erste interessierte kleine Künstlerin und so wurden im Laufe des Tages viele kleine Kunstwerke von Groß und Klein beigesteuert. Begleitet von Gesprächen und Informationen über den Sinn und Zweck der Tafelarbeit war der Stand der Ausgabestelle Hattorf stets gut besucht und trotz später einsetzendem Regen von der guten alten Eiche gut geschützt.

Das so entstandene Gemeinschaftsbild soll nun anlässlich der 500.Tafelausgabe in Hattorf für eine kleine Spende versteigert werden und mit dem Erlös die Tafel Osterode, die Ausgabestelle Hattorf und die evangelische Kirchengemeinde gleichermaßen unterstützen.

Neben dem hier beigefügtem Bildmaterial kann das Original im Schaufenster der Hattorfer Bücherkiste bewundert werden. Dort können auch die aktuellen Angebote abgefragt und abgegeben werden.
Quelle: Kirchengemeinde
Angeregt durch die Gespräche und Fragen beim Sommerfest möchten wir, die Helfer und Paten der Tafelausgabestelle Hattorf, nachstehend einige der dort gestellten Fragen hier noch einmal ausführlich beantworten.

Was macht die Tafel überhaupt ?

Die zentrale Aufgabe der Tafel besteht darin, überschüssige Lebensmittel, die nach den gesetzlichen Bestimmungen noch verwertbar sind, an Bedürftige abzugeben. Dabei versuchen wir, möglichst viele Berechtigte als Kunden für die Tafel zu gewinnen und damit ihre Lebensumstände zu verbessern.
Quelle: Kirchengemeinde
Unser Handeln orientiert sich an Werten und wird von drei Grundsätzen geleitet.
1. Gerechtigkeit und Teilhabe

Jeder Mensch soll angemessene Chancen zur persönlichen, kulturellen, sozialen, schulischen und beruflichen Entfaltung erhalten.

2. Nachhaltigkeit

Mit den erzeugten Lebensmitteln ist so umzugehen, dass sie den Menschen auch erreichen, keine Vernichtung, sondern „Essen wo es hingehört“.

3. Humanität

Jedem bedürftigen Menschen, den wir übrigens als Kunden bezeichnen, begegnen wir unabhängig von seiner Herkunft, seinen Möglichkeiten und Grenzen mit Respekt und achten seine Würde. Wir beklagen, dass es so viele Menschen in Not gibt.

Woher kommen die Lebensmittel ?

Wir erfahren im Landkreis Osterode viel Unterstützung von Großküchen, Tankstellen, Bäckereien, Fleischereien, sehr vielen Einkaufsmärkten und natürlich von Privatpersonen. Eigentlich von allen, die bewusst und verantwortlich mit Lebensmitteln umgehen.
Quelle: Kirchengemeinde
Das ist ein ganz wichtiges Thema.
Wenn man sich überlegt welches Überangebot an Waren uns bei jedem Einkauf erwartet und welche Erzeugungs- und Beschaffungsanstrengungen dafür unternommen werden, dann ist es einfach nur traurig wenn diese Produkte weggeworfen werden sollen.

Ich nehme hier gern die Banane als Beispiel. Für uns wie selbstverständlich im Regal beim Supermarkt, war sie vor einigen Tagen vielleicht noch in Spanien, ist mit viel Aufwand und mehreren Zwischenstopps in unserem Einkaufsmarkt gelandet und wird dann im schlimmsten Fall nach einigen Tagen wegen auftretender dunkler Verfärbungen nicht mehr verkauft und weggeworfen, obwohl sie noch für den Verzehr geeignet ist.

Ich habe in den letzten Jahren viele Markt- und Geschäftsleiter kennen und schätzen gelernt und weiß wie viel Mühe, Respekt und Engagement diese Menschen für die Lebensmittel aufbringen, die sie ihren Kunden anbieten. Ware aus aller Welt muss beschafft und fürs Auge ansprechend dekoriert und angeboten werden. Immer im Überfluss und in ausreichender Menge, damit ja kein Kunde enttäuscht wird. Wenn dann leichtfertig weggeworfen oder geringschätzig über Lebensmittel geurteilt wird, dann ist das einfach nur traurig.
Quelle: Kirchengemeinde
Wir müssen alle umdenken und uns unserer Verantwortung bewusst sein.
Im Moment leben auf der Erde über 7,5 Milliarden Menschen von denen je einer von neun nichts oder zu wenig zu essen bekommt, hungrig ist und hungrig bleibt.

Durch Unterernährung sterben jährlich 2,9 Millionen Kinder. Dass sind über 11.000 pro Tag. Jedes vierte Kind weltweit ist chronisch unterernährt.

Und da wollen wir Lebensmittel achtlos wegwerfen? Das darf nicht sein.

Diese Einstellung zum umsichtigen und verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln findet immer mehr Anhänger.

Viele Organisationen und Gruppierungen werden neuerdings gebildet, mit dem Ziel, Lebensmittel, die vom Verkauf ausgeschlossen sind, dem Verzehr zuzuführen. Das geht von nicht verwendeten Überschüssen im eigenen Kühlschrank bis zu vom Erzeuger aussortierten Lebensmitteln, die optisch nicht für den Verkauf geeignet sind. Da diese Gruppen aber oft gewinnorientiert und/oder nur für den privaten Verbrauch aktiv sind, identifiziere ich mich nicht damit. Die Einstellung zum Lebensmittel ist vorbildlich, aber die Verteilung sollte immer dorthin gehen wo sie auch am dringlichsten benötigt wird, und dass sind nun mal, so traurig es ist, die Bedürftigen in unserem Land.

Kann denn jeder die Lebensmittel der Tafel bekommen ?

Nein.
Quelle: Kirchengemeinde
Entsprechend ihren Grundsätzen nimmt die Osteroder Tafel nur gespendete Lebensmittel an und reicht sie auch umsonst weiter. Dazu müssen wir vom Kunden den Nachweis der Bedürftigkeit prüfen und nachweisen.
Die Bedürftigkeit muss gegeben sein.

Bezüglich Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Alter gibt es natürlich keine Einschränkungen.

Wir haben Kunden vieler Nationalitäten. Es werden keine Unterschiede gemacht.

Die Religionszugehörigkeit spielt ebenfalls keine Rolle. Obwohl doch bei den meisten Ausgabestellen die jeweiligen Kirchengemeinden und Kirchenvorstände mitverantwortlich und hilfreich zur Seite stehen und Gebäude und Ressourcen zur Verfügung stellen, ist die Glaubenszugehörigkeit der Kunden ohne Belang. Mir hat ein Pastor einmal gesagt: „Wir fragen und wir bewerten nicht, wenn wir helfen können.“.

Bei der Altersverteilung gibt einen großen Anteil von Kundinnen und Kunden im Alter bis 30 Jahren, knapp 20 %, die jetzt schon zu den Langzeitarbeitslosen zählen.
Quelle: Kirchengemeinde
Nur 5 % der Haushaltsvorstände sind älter als 65 Jahre.
Das liegt daran dass sich viele ältere Menschen besonders schwer tun, das Angebot der Tafel zu nutzen. Sie sind unsicher und oder schämen sich wegen Ihrer Not.

Es wäre schön wenn wir hier die Regelsätze abbilden können um vielleicht einigen die Scheu vor dem ersten Kontakt zu nehmen.
Die Bedürftigkeit gilt als anerkannt wenn das Einkommen die Summe nicht überschreitet:
Übrigens wird jede Kundin und jeder Kunde an den Kosten, die durch den Tafelbetrieb entstehen, mit 3.- € pro Lebensmittelkiste beteiligt.

Wo verteilen Sie die Lebensmittel?

An drei Tagen in der Woche, Montags, Mittwochs und Donnerstags verteilen wir in der Zeit von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr direkt in Osterode und über die ganze Woche verteilt in den Ausgabestellen Bad Lauterberg, Herzberg, Hattorf, Duderstadt, Gieboldehausen und Gittelde.
Quelle: Kirchengemeinde
Außerdem gibt es in Osterode Dienstags und Donnerstags einen Mittagstisch in der Zeit von 12.00 Uhr bis 13.30 Uhr bei dem 20 bis 25 Gäste bedient werden. Das Angebot richtet sich an Alleinstehende, an ältere Personen, die Mühe oder keine Möglichkeit haben, sich eine warme Mahlzeit zu bereiten. Ein Tagesgericht wird in einer großen Tischrunde oder auch an Einzeltischen serviert. Die Mitarbeiter schaffen mit ihrer freundlichen Art eine sehr gastfreundliche Atmosphäre. Hier treffen sich Menschen in entspannter Umgebung und die Alleinstehenden finden Gesprächspartner, mit denen sie sich bei einem gemeinsamen Mittagessen austauschen können.

Wieviel Kunden haben Sie zur Zeit ?

Aktuell werden pro Woche ca. 400 Lebensmittelkisten in Osterode und den Verteilerstellen ausgegeben und wir erreichen damit etwa 1000 Personen.
Quelle: Kirchengemeinde
In unserer Ausgabestelle in Hattorf verteilen wir momentan 25 bis 28 Lebensmittelkisten pro Woche und versorgen damit um die 60 Menschen.
Leider nutzen viel zu wenige aus Scham und Unsicherheit die Möglichkeit dieser kleinen Unterstützung.

Dazu kommen Kultur- und Sprachprobleme.

Wir haben natürlich, wie überall, einen Anstieg von Flüchtlingen in unserem Kundenkreis.

Der Umgang mit diesen Menschen gestaltet sich sehr schwierig.

Zum einen weil sie oft aus einem Umfeld kommen, in der jeder sich selbst der nächste ist und eine Zuwendung von ehrenamtlichen Helfern und Institutionen nie stattfindet. Dort wurde mit Ellenbogen um das eigene Überleben und den eigenen Vorteil gekämpft. Mit diesem Hintergrund ist am Anfang viel Unsicherheit und Misstrauen bei den ersten Begegnungen. Ein zweites Problem sind die Sprachbarrieren. Selbst mit Übersetzungen auf Informationsbögen sind einige Kunden überfordert, weil sie keine Schule besuchen durften und nicht lesen oder schreiben können. Glücklicherweise haben wir auch Flüchtlinge mit mehrsprachiger Qualifikation, die bei vielen Gesprächen als Dolmetscher fungieren.

Ich glaube ich kann im Namen aller Helfer sagen, dass der Kontakt, wenn das Eis erst einmal gebrochen ist, überaus vertrauensvoll, herzlich und dankbar ist.

Der Schlüssel dafür liegt überraschenderweise bei den Kindern.

Sie nehmen die fremde Sprache und Umgebung viel schneller an und bilden oft für die Familien den einzigen Sprachkontakt nach außen. Wenn man erlebt wie dankbar sie jede freundliche Geste annehmen, dann wird man sehr nachdenklich über das eigene Streben nach Zufriedenheit.

Wir setzen uns immer wieder neue Ziele um unser Leben komfortabler und interessanter zu gestalten, sei es Haus, Auto, Hobby oder Urlaub, und nehmen die Erfüllung der Grundbedürfnisse Essen, Trinken und Schlafen als selbstverständlich an.

Diese Kinder haben Armut und Entsagung und leider oft auch Gewalt und Böses erfahren. Ihre Ansprüche sind unglaublich gering.

Wie schwer muss es für diese kleinen Menschen sein sich in dieser fremden Umgebung voller Überfluss und vermeintlichem Reichtum zu orientieren. Und wie wichtig ist es, diese Kinder aus der Isolation zu holen und Ihnen einen Weg in die Zukunft zu ermöglichen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. So lauten die ersten Worte unseres Grundgesetzes.

Wenn ich höre, wie über Flüchtlinge geurteilt, gespottet und geschimpft wird, empfinde ich dieses Verhalten als sehr traurig und unüberlegt. Die, die zu uns kommen, sind nicht diejenigen, die in ihrem Heimatland Veränderungen durchführen können. Die, die kommen sind entweder in akuter Not oder wollen einfach nur die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse realisieren. Sie sind Opfer und nicht Täter.

Wenn wir die Würde aller Menschen anerkennen, verhalten wir uns selbst würdevoll und gewinnen an moralischem Wert. Es liegt in unserer Entscheidung, Gutes zu tun, um Veränderungen loszutreten.

Das bedeutet nicht, dass wir die Grenzen öffnen und alle aufnehmen, die den Wunsch nach einem besseren Leben verspüren. Mit so einer unüberlegten Einstellung wird jedes System nur kollabieren. Es bedeutet nur, das wir Kapazitäten und Möglichkeiten für eine schnelle und wirkungsvolle Integration schaffen und alle, selbst diejenigen die wir abweisen müssen, als Menschen behandeln und nicht als Bedrohung.

Wir können mit diesem Verhalten Vorbild für die Kinder werden und uns gleichzeitig wieder auf Werte und Möglichkeiten besinnen um die Grundlagen für eine bessere Zukunft zu schaffen.